Afrika ist der Kontinent der Artenvielfalt, der Vielfalt der wilden Tiere und Kulturen. Afrika ist aber auch der Kontinent der großen Herausforderungen, weil regional nur die cleversten und anpassungsfähigsten Lebewesen überleben.
So habe ich Afrika vor über 32 Jahren kennen und lieben gelernt und bin seither rund 6 Monate jedes Jahr dort, was insgesamt 112 Exkursionen zur Folge hatte.
Afrika ist aktuell auch der Kontinent, der noch das Potential hat, eine Blaupause für Artenvielfalt mit dem Menschen zu werden, und das obwohl er große Arten wie Elefanten oder durchaus gefährliche Arten wie Löwe und Co. beherbergt.
Was treibt mich an, ein solches Projekt in der Tiefe der Zeit zu verfolgen? Ich nenne es mein ‚Drei-Säulen Modell‘. Eine Säule ist das emotionale Erzählen von Tierbiographien als Filmer und Fotograf. So lebte ich über sechs Jahre und drei Generationen als akzeptiertes Familienmitglied unter wilden Geparden in der Serengeti. Seit 2002 suchte ich mit Erfolg alle noch lebenden Berggorillafamilien in den Bergwäldern Ostafrikas auf. Manche Löwenrudel kenne ich seit über 25 Jahren. Dabei sind Beziehungen entstanden, die mich hautnah an Löwen brachten. Auch Erdmännchen habe ich habituiert, um ihnen in nächster Nähe mit der Kamera zu folgen. Nähe ist für mich sehr wichtig, um auch emotional und mit der Perspektive der Tiere Veränderungen in Afrika zu dokumentieren. Als Künstler hilft mir die Kreativität sehr mich in das Wesen der Tiere hineinzuversetzen.
Mit der emotionalen ersten Säule ist auch die zweite verbunden. Ich sammle Daten, wie Lebensräume sich verändern oder warum Löwe, Gepard und Co. verschwinden und zuweilen auch wieder zurück kehren. Alle Daten, die uns leider oft fehlen, sind überaus wichtig, um den größten Artenschwund, den unser Planet bisher erlebte, etwas entgegen zu setzen. Damit geht die dritte Säule meiner Arbeit auch einher, nämlich der aktive Schutz der Arten. Bisher schützte ich mit dem 1998 gegründeten Verein „Leben für Geparden e.V. „ vor allem Geparden und deren Habitate. Der Verein wird nun in die Stiftung Matto Barfuss umgewandelt, damit auf Dauer mein Wirken als Künstler und Filmer/Fotograf für die Artenvielfalt erhalten bleibt. Schon bald kam nämlich die Erkenntnis, dass der Schutz einer einzelnen Art nur möglich ist, wenn man die Komplexität der globalen Zusammenhänge versteht.
Das ist auch der Grund, weswegen ich mich in den letzten Jahren ganz auf das Thema Artenvielfalt und Möglichkeiten diese zu erhalten fokussiert habe.
Ein wissenschaftlicher Konsens geht davon aus, dass wir einmal rund neun Millionen Arten auf dem Planeten hatten. Eine Million Arten sind verschwunden, eine Million steht kurz davor. Täglich verlieren wir rund 150 Arten. Faktisch beschleunigt jede verloren Art den Artenverlust und erhöht die Gefahr von ungünstigen Anpassungsprozessen, die im schlimmsten Fall auch Pandemien auslösen können.
Ursprünglich waren 15,7 % der Landoberfläche unserer Erde sogenannte ‚Biodiversity Hotspots‘. ‚Biodiversity Hotspots‘ sind Gebiete, die einer sehr großen Artenvielfalt Überleben und Leben sichern. Naturgemäß liegen viele dieser Hotspots um den Äquator. Insgesamt gibt es 34 Hotspot-Gebiete. Diese beherbergen 50 % aller Pflanzenarten, 55 % aller Süßwasserfischarten und 77 % aller Landwirbeltiere. Noch drastischer ist allerdings der Umstand, dass 42 % aller Landwirbeltiere und 50 % der Flora in diesen Arealen endemisch sind, sprich nur dort vorkommen. Der eigentlich tragische Umstand kommt jetzt. Der Mensch hat es geschafft 86% des Habitats aller ‚Biodiversity Hotspots‘ zu zerstören. Heute zählt nur noch 2,3 % der weltweiten Landoberfläche zu den ‚Biodiversity Hotspots’.
Um die tatsächliche Lage der Biodiversität zu beurteilen reicht es sicher nicht, nur die ‚Biodiversity Hotspots‘ in Betracht zu ziehen. Ökosysteme sind komplexer und letztlich ergänzen sich Gebiete mit verschiedenen Lebensgrundlagen. So wissen wir heute, dass ‚Biodiversity Hotspots‘ als Inseln oft nicht effektiv funktionieren, wenn keine Verbindungskorridore oder nicht entsprechende Migrationskorridore existieren.
Wir haben in Afrika zweifelsohne riesige national geschützte Gebiete. Warum haben diese aber in den letzten 50 Jahren rund 50 % der großen Säugetiere verloren? Nun, die plausibelste Begründung ist, dass aufgrund verhinderter Migrationen der Gen-Pool der entsprechenden Arten immer kleiner wurde, und damit Resistenzen gegen Umweltveränderungen wie den Klimawandel oder verminderte Qualität der Habitate signifikant nachließen. Dazu kommen Faktoren wie Wilderei, Nahrungs- und Wassermangel und vor allem „Mensch-Tier-Konflikte“. Noch heftiger sieht es bei Löwen und Geparden aus. Ihr Bestand ging um 95 % in 50 Jahren zurück, und zwar auch in den Schutzgebieten.
Bisher haben wir das Thema ‚Verlust von Arten‘ immer eher als ein Luxusproblem gesehen.
Oft wurde ich gefragt: „Ist es denn wichtig, ob der Gepard in der Freiheit überlebt?“ Ich habe dann zunächst darauf verwiesen, dass es doch schade wäre, wenn dieses schöne Tier nicht mehr in der Natur existieren würde. Heute wissen wir viel mehr, nämlich dass der Artenschwund eine der größten Herausforderungen unserer Zeit ist. Sogar das Weltwirtschaftsforum kommt in seiner Studie zum Schluss, dass wenn wir die neun Kippunkte der Biodiversität überschreiten, die Hälfte der globalen Bruttosozialproduktes (in Zahlen über 44 Billionen USD) in Gefahr ist. Die Folgen wären verheerend. Im übrigen sind schon sechs Kipppunkte überschritten.
Mit meiner neuen Multivision „Afrika – über 30 wilde Jahre für die Vielfalt“ versuche ich mit wunderbaren Bildern sanft auf die Artenkrise hinzuweisen und Fakten visionär rüber zu bringen. Die Show endet durchaus positiv. Ich bin Optimist und glaube, dass wir die Krise lösen können. Für Schulen und Kommunen habe ich das Konzept „Globale Verantwortung und Artenvielfalt“ entwickelt. Ich setze auf den Generationenwechsel und freue mich, dass wir das Konzept als gemeinnützige Institution fördern können.
Auch verantwortungsvolles Reisen kann ein wichtiger Beitrag zum Artenschutz sein. Hier unsere besonderen Reisen.