Königsgrillen kannibalisieren sich

Könnte Kannibalismus eine Lösung für den Erhalt des Ökosystems ‚Erde’ sein?

Verschiedentlich habe ich schon darüber berichtet, dass der Klimawandel ein Problem für die Entwicklung der Artenvielfalt ist. Das Hauptproblem sind aber weniger die langsam ansteigenden Temperaturen, sondern die extremen Wetterphänomene, die wir erleben.

Dieses Jahr hatten wir historische Regenfälle in Namibia und Botswana. Wie so oft, wenn sich extreme Regenzeiten in der Kalahari entwickeln, gibt es augenscheinlich einige Profiteure. Dazu zählen die Großen Panzergrillen, die auch oft als Königsgrillen bezeichnet werden. Sie vermehren sich rasend schnell und besiedeln millionenfach die sonst semi-ariden Landschaften. Sie werden gut 5 cm groß und es wimmelt überall von diesen Grillen. Diese Jahr war es wieder so weit. Überall waren die Großen Panzergrillen unterwegs. Wenn ich mal nicht aufpasste, dann  kletterten gleich einige auf mich drauf. Normalerweise fressen diese Grillen Pflanzenteile. Aber sie haben kräftige Beisswerkzeuge und gehen auch schon mal an Aas ran. Dumm nur, wenn Löwen sich über Beute hermachen. Da haben die Grillen schlechte Karten. 

Löwen am Riss
Löwen haben ein Gnu erlegt…

Als ich wieder mit meinen Löwen in der Zentralkalahari zusammensass, fiel mir eine Königsgrille auf. 

„Was macht die da?“, fragte ich mich. Da ich schon immer mal die Grillen filmen wollte und das richtige Objektiv für Makro ohnehin an der Kamera war, machte ich mich ans ´Werk. Mit Schrecken stellte ich fest, dass die Große Panzergrille den Kopf eines Artgenossen zwischen seinen Vorderfüßen hielt und eifrig daran nagte. Kannibalismus?

Ich ging der Sache konsequent auf die Spur. Am darauffolgenden Tag wurde ich Zeuge, wie zwei Königsgrillen einen Artgenossen auflauerten, ihn festhielten und auffrassen. Es war klar, dass angesichts der akuten Übervölkerung der Kalahari Kannibalismus das wohl probate Mittel ist, das Gleichgewicht im Ökosystem wieder herzustellen. Tatsächlich gibt es da auch verschiedentlich Hinweise in der Wissenschaft.

Angesichts dieser Erkenntnis und der wochenlangen Isolation im wilden Busch, kam mir der Gedanke, dass Überbevölkerung einer Art durchaus sinnvollerweise Kannibalismus auslöst. So weiss man ja, dass zu viel Enge das Aggressionspotential enorm steigert. Genau das passiert auch beim Menschen, und aktuell in einer rapide zunehmenden Form. Interessant ist, dass sich das durch Erfahrungen aus der Geschichte sowie scheinbare Intelligenz und die Fähigkeit weit in die Zukunft zu denken, nicht verhindern lässt. Der Mensch unterliegt wohl oder übel dem Mechanismus einfacher ökologischer Regeln. Aktuell beginnt er sich mehr und mehr zu kannibalisieren. Kontinuierlich wird mental auf Krieg vorbereitet. Unglaubliche Ressourcen werden derzeit verschwendet, um Waffen zu bauen, die den Akt der Kannibalisierung vorantreiben und erhebliche Kollateralschaden für Natur und Umwelt zur Folge haben. Man klassifiziert zwischen ‚gut‘ und ‚böse‘ als ein Mittel Menschen zum ‚Undenkbaren‘ anzutreiben.

Ich hatte gerade eine Reportage über freiwillige Soldatinnen in Dänemark gesehen. Dort wird ja demnächst die Wehrpflicht für Männlein und Weiblein eingeführt. Schon verrückt, wie begeistert die Damen von Krieg und Verteidigung des „Guten“ (respektive „Bösen“) schwärmen. Erinnert an Hysterie bei Fussballfans.

Also, es scheint schon keine Theorie mehr zu sein. Der Mensch kannibalisiert sich nun in Kriegen, unnachhaltigen Nachhaltigkeitsprojekten, aber immer als Krone der Schöpfung. Schade nur, dass bald die Krone vom Kopf der Schöpfung fällt. Willkommen in der Welt der Großen Panzergrillen… Ich finde, wir sollten mal drüber nachdenken, ob wir das nicht doch anders hinkriegen…

Wie ist eure Meinung. Gerne hier direkt kommentieren. Danke.

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About Matto

6 Comments

  1. Das ist tatsächlich ein interessanter Aspekt. Im Prinzip sind ja Kriege die blödeste Form der Kannibalisierung! Danke für die Gedanken!

    Liebe Grüße Astrid

    1. Gerne, liebe Astrid!

  2. Lieber Matto,

    ich finde dein Engagement großartig und deine Beiträge bemerkenswert. Folge immer sehr gerne deinen Status auf WhatsApp. Informativ und auf den Punkt. Da hat man schon keine lust mehr auf den ganzen Müll auf Facebook oder Instagram.
    Super Betrachtung. ich finde auch, dass der Mensch sich gerade wie ein Kannibal verhält! Gute Überlegung.
    LG, Hans-Peter

    1. Da gebe ich dir Recht. Ich versuche mich auf das Wesentliche zu konzentrieren. Für mich natürlich einfach, wenn man 6 Monate im Jahr im Busch ohne Internet ist. Meine Erfahrung ist, dass man einen besseren Fokus hat.
      Herzlichen Dank an dich!

  3. Bei Kriegen geht es allerdings immer um Territorium oder/und um Bodenschätze. Siehe Russlands Krieg gegen die Ukraine.
    Die Minderung der Bevölkerung ist ein aus Kriegen hervorgehender, logischer Schluss.
    Ob Kriege also primär zur Minderung der Bevölkerung stattfinden, wage ich zu bezweifeln.

    Matto Barfuss
    Ganz lieben Dank für die Zusendung des Buches und für die Karte! 😍👍

    Beste Grüße,

    Κυρία

    1. Da gebe ich dir Recht. Alle Kriege gehen um Rohstoffe und gegen die Natur! Aber die Tatsache, dass man Krieg als probates Mittel für Konflikte nun etabliert und damit in Zukunft viel mehr Kriege zu erwarten sind, kann evolutorisch einen kannibalistischen Effekt haben, auch durch die Kolleratalschäden.

      Im Konflikt Russland-Ukraine geht es darum, dass die Amerikaner die Rohstoffe der Ukraine haben wollen und lieber ihr Gas (wenn auch eine riesige Umweltsauerei) an die Europäer verhökern. Alles andere ist Probaganda.
      Der viel schlimmere „Stellvertreterkrieg“ im Ostkongo für unser Coltan für Handys und Wehrtechnik hat z.B. schon annähernd 11 Millionen Menschen getötet. „Aber ist ja für den guten Zweck“…..

      Na, es wird spannend. Ich bin mir sicher, dass in 100 Jahren noch einige Millionen Naturvölker auf dem Planeten leben. Einige von denen wurden von Zivilbürgern zu solchen. Da mache ich jede Wette.

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